Josef Fink Kapelle
Wie leider viel zu wenigen bekannt, beherbergt die Mosaik GmbH ein Kleinod, das an das Schaffen des steirischen Ausnahmekünstlers Josef Fink erinnert. Zum zehnten Todestag hat die Minoritenkultur Graz zu Ehren ihres Gründers den Bildband „Wie eine helle Brandung“ veröffentlicht.
Die Mosaik GmbH möchte Josef Fink eine Hommage auf dieser Homepage widmen, indem einige Eindrücke aus unserer Hauskapelle veröffentlicht werden. Der Dank gilt an dieser Stelle der Familie Koller aus Gnas, die das Erbe von Josef Fink verwaltet und uns freundlicherweise die Veröffentlichung seiner Werke gestattet haben.
Biografie
Am 11. Dezember 1941 wurde Josef Fink als zweites von vier Kindern in Ebersdorf bei Gnas (Oststeiermark) geboren. Bereits als Schüler fällt er durch eigenständige künstlerische Arbeiten auf. Familiär geprägt schlägt er jedoch eine kirchliche Laufbahn ein; 1966 wird er zum Priester geweiht. Anfang der 1970er Jahre beginnt Josef Fink seine journalistisch/schriftstellerische Arbeit; er schreibt unter anderem für die Weststeirische Rundschau und die Kleine Zeitung.
Es schlagen jedoch stets zwei Herzen in seiner Brust. 1970 lässt sich der junge Kaplan freistellen, um an der Akademie für angewandte Kunst zu studieren. In dieser Zeit lernt er die österreichische Nachkriegsavantgarde der Kunstszene kennen. Schließlich steht Josef Fink am Scheideweg zwischen seinem Beruf als Priester und einer Karriere als freischaffender Künstler. Er entscheidet sich für ersteres, versucht aber sein ganzes Leben beide Wege zu beschreiten und die Differenz zwischen Lebensentwürfen, die unterschiedlicher kaum sein könnten, zu überbrücken. 1972 kehrt er aus Wien zurück und ist bis 1975 Kaplan der Pfarre Graz Kalvarienberg. Im November 1975 wird er mit der Gründung des Kulturzentrums bei den Minoriten beauftragt.
Die Mosaik-Kapelle
1984 gestaltet Josef Fink die Kapelle im damals neu errichteten Trakt im Haupthaus der heutigen Mosaik GmbH in der Wiener Straße 148. Die Hauskapelle wurde 1984 vom Architektenduo Kampfhammer/Wegan errichtet. Der gesamte Raum ist in erdigen Farben gehalten, durch die Josef Fink vermutlich eine Atmosphäre der Meditation schaffen sollten.
„Noch bevor ich wusste, unter welchem Thema ich an die Kapelle herangehen würde, dachte ich an Kreis- und Spiralbewegungen. Da waren einerseits die Drehbewegungen der Rollstuhlfahrer, da war im weitesten Sinn ‚spiralig‘ vorgegebene Architektur von Kapfhammer und Wegan. Da Kreis und Spiralen die Schöpfung in all ihren Bereichen beherrschen, von der Gen-Spirale bis zu den Galaxien, von den Schnecken und Amoniten bis zu Bewegungsabläufen bei Pflanzen, war die zentrale Form – die Spirale – gefunden: als schöpferisches Grundgesetz sollte sie sich mehrfach in der Kapelle vorfinden; als Nachweis einer grundsätzlichen kosmischen Ordnung,“ so Josef Fink 1984 über die Mosaik Kapelle.
An zwei Wänden der Kapelle finden sich Schriften an der Wand – einerseits die Bergpredigt, andererseits das Vater Unser. Diese Texte brachte Fink in Verbindung mit den Gesetzestafeln des Mose. Die zweite große Form die den Raum beherrscht, ist ein T-Kreuz, das aus zerrissenem Jeans Stoff besteht, der von blutig-roten Spuren – als Symbol für das Leiden Christi - gekennzeichnet ist. Das Stoffkreuz soll die „moderne“ Zeit symbolisieren und ist gleichzeitig wie eine Reliquie in die Mauer schräg gegenüber dem Altar eingelassen.
Besonders berühmt ist der Spiralnebel, der kosmische Zusammenhänge eröffnen soll. In ihn eingeritzt steht der siebenarmige Leuchter - die Menora – für das Judentum bzw. die siebenfach schöpferische Gotteskraft. An der gegenüberliegenden Wand stehen diverse Unendlichkeitspiktogramme als „heilige Zeichen früherer Kulturen und Religionen“.
Am 29. November 1999 starb Josef Fink: Priester, Künstler und Gründer der Minoritenkultur.
Hinweise und Quellen
- Homepage der Familie Koller: Die Homepage zeigt einen großen Teil des aufbereiteten und archivierten Werkes von Josef Fink. Sie wurde anlässlich der Ausstellung im Kulturzentrum bei den Minoriten neu gestaltet. www.joseffink.at
- Foto - Josef Fink malt den Spiralnebel: Stefan Amsüss
- Fink, Josef (1984): Originaltext aus einer Information der Steirischen Vereinigung zugunsten behinderter Kinder und Jugendlicher.
Rauchenberger, Johannes; Grabner Johann (2009): Josef Fink - Wie eine helle Brandung (S.196 - 197). Bibliothek der Provinz. Verlag publication PN°1. - Programmzeitung der Minoritenkultur Graz, Nov.-Dez. 09
- Sonntagsblatt Spezial - 1. November 2009
- Kleine Zeitung, Walter Titz, 4. November 2009, S. 64 - 65